FÜRTHER GESPRÄCHE 2024

Die zweite Auflage der Fürther Gespräche fand am 23. und 24. Februar 2024 statt. Mit dem Thema:

Notfallreform konkret: Qualität, Bildung und Professionalisierung!
Wie groß muss der Schritt nach vorne jetzt sein?
Veränderungen benötigen Sachverstand und Mut.

und unter Schirmherrschaft von Dr. Janosch Dahmen (MdB) wurden erneut Fachleute aus Interessensverbänden, Fachgesellschaften, Hochschulen und Schulen zu dem zweitägigen Expertenforum nach Fürth eingeladen.

ERGEBNISPAPIER

Hier können Sie das gesamte Ergebnispapier der zweiten Fürther Gespräche vom 23. und 24. Februar 2024 herunterladen.

AUSGANGSLAGE

Die Notfallversorgung in Deutschland steht angesichts steigender Anforderungen und sich wandelnder Rahmenbedingungen vor signifikanten Herausforderungen. Im Zentrum der aktuellen Debatte stehen Fragen der Qualität, Bildung und Professionalisierung im Rettungsdienst. Die Nichtberücksichtigung des Rettungsdienstes im „Entwurf eines Gesetzes zur Reform der Notfallversorgung“ vom 3. Juni 2024 unterstreichen den Bedarf, die Interessenvielfalt auszuloten und interprofessionell an konkreten Handlungsempfehlungen und Reformansätzen weiter zu arbeiten.

Zentrale Fragestellungen sind u.a.:

Wie sieht der Beitrag des Rettungsdienstes für eine zukunftsfähige Notfallversorgung aus?
Wie soll mit steigenden Anforderungen bei sich gleichzeitig wandelnden Rahmenbedingungen umgegangen werden?
Welche Fragestellungen für Qualität, Bildung und Professionalisierung ergeben sich dabei?

Die hohe Relevanz des Diskurses wird auch durch den überproportionalen Anstieg der Ausgaben für den Rettungsdienst im Vergleich zu den Gesamtgesundheitsausgaben unterstrichen. Eine überalterte Bevölkerung, eine Zunahme chronisch Kranker, multimorbide Krankheitsbilder, Fachkräftemangel, steigende Einsatzzahlen und die kontinuierliche Zunahme sogenannter Bagatelleinsätze sind gängige Stichworte. Diese betonen die Dringlichkeit, effiziente und zukunftsorientierte Lösungen zu finden, die eine qualitativ hochwertige Notfallversorgung, auch im Rahmen eines vorbeugenden Rettungsdienstes zur Entlastung der klinischen Akutversorgung und der ambulanten Versorgung, sicherzustellen.

ZIELSETZUNG

Das Institut für notfallmedizinische Bildung – Rettungswesen, Medizin & Pflege, Patientensicherheit und Gefahrenabwehr, möchte durch seine Initiative, gemeinsam mit den beteiligten Experten, einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung leisten und die Qualität, Bildung und Professionalisierung von morgen nachhaltig verändern. Schritte nach vorne sind wichtig. Die nötigen Veränderungen benötigen Sachverstand und Mut.

Bei den Fürther Gesprächen zum Thema „Notfallreform konkret: Qualität, Bildung und Professionalisierung!“ sind interdisziplinäre Experten zusammengekommen und haben 16 Empfehlungen formuliert. Die Veranstaltung hatte das Ziel, trotz der heterogenen Interessenlagen ein gemeinsames Verständnis darüber zu entwickeln, dass eine Weiterentwicklung des Rettungsdienstes notwendig und möglich ist, um den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden. Das Bedürfnis, die gegenwärtigen Diskussionen und Entwicklungen systematisch zu erfassen und daraus abgeleitete Maßnahmen zu formulieren, die eine nachhaltige und patientenzentrierte Notfallversorgung ermöglichen, stand dabei im Mittelpunkt.

Dabei trägt die Leitfrage:

Welche Strukturmomente bestimmen gegenwärtig den Diskurs einer notwendigen Reform der Notfallversorgung im Themenfeld „Qualität, Bildung und Professionalisierung“ und welche konkreten Bedarfe der Kompetenzentwicklung und Qualifizierung ergeben sich daraus für ein gestuftes System der Notfallversorgung?

ZENTRALES ERGEBNIS UND SCHWERPUNKTTHEMEN

Die Experten haben sich auf folgende Themenschwerpunkte fokussiert und dazu insgesamt 16 Empfehlungen formuliert:

Die 16 Empfehlungen lauten:

Vorbeugender Rettungsdienst und nichtdringliche Hilfeersuchen: Versorgungsanlässe und -strukturen bedarfsorientiert vernetzen
1. Das System antwortet konsultativ/vermittelnd oder reaktiv aufsuchend.
2. Das System muss selbst agierend tätig werden können.
3. Damit das System reaktiv antworten kann, ist eine entsprechende Qualifikation notwendig.
4. Um vorbeugenden Rettungsdienst und niedrigprioritäre Hilfeersuchen zielführend bedienen zu können, ist die Finanzierung dieser Systeme obligat.

One Call fits All: Leitstelle als Gatekeeper für komplexe Versorgungsstrukturen
1. Vorgeschaltete Online-Selbsteinschätzungsverfahren vor telefonischer Kontaktaufnahme mit der 116117 bzw. dem Arztkontakt im Low-Code-Bereich.
2. Synchronisierte Abfragesystematiken der 112 / 116117.
3. Transparente Erfassung und Zurverfügungstellung von Gesundheitsdaten für die 112 Leitstellen und die 116117 KV-Terminservicezentralen erhöht die Prozessqualität.
4. Gemeinsamer Einsatz von Ressourcen im Low-Code-Bereich ermöglichen.
5. Die Integrierten Leitstellen für Feuerwehr, Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz sind auch zukünftig ein fester Bestandteil der kommunalen Gefahrenabwehr.
6. In den Integrierten Leitstellen müssen differenzierte, aufgabenorientierte Rollen geschaffen werden.

Gestuftes und durchlässiges Qualifikationssystem RD: Vom First Responder zur erweiterten fallabschließenden Notfallversorgung
1. Entwicklung einer einjährigen Zwischenqualifizierung ‚Transportsanitäter‘ für eine bedarfsgerechte Notfallversorgung.
2. Zeitgemäße Anpassung des Berufszulassungsgesetzes NotSan und der Ausbildungs- und Prüfungsverordnungen.
3. Ermöglichung beruflicher Entwicklungsperspektiven durch Fachweiterbildungen und Akademisierung für veränderte Versorgungsbedarfe.

Gestuftes Notarztsystem: Komplexitätsabhängige Ressourcenzuordnung
1. Etablierung spezialisierter Notärzte, um der zunehmenden Komplexität und der Forderung nach klinischer Erfahrung und Expertise im Notarztdienst gerecht zu werden.
2. Die Einsatzkomplexität bestimmt das notärztliche Kompetenzlevel.
3. Die Ausbildung von Notärzten muss praxisnah und kompetenzorientiert reformiert werden, um den Anforderungen außerklinischer Notfallmedizin gerecht zu werden.

Durch die Umsetzung dieser Empfehlungen soll eine zukunftsfähige, qualitativ hochwertige und patientenzentrierte Notfallversorgung sichergestellt werden.

 

Zu den Handlungsempfehlung wurde ein Artikel publiziert, der bei Springer Nature zum kostenlosen Download bereitsteht.

IMPRESSIONEN

BETEILIGTE EXPERTEN

Klaus Meyer
Geschäftsführer und Direktor,
Institut für notfallmedizinische Bildung und
Vorsitzender des Vorstandes,
Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin Fürth e. V.

Prof. Dr. med. Harald Dormann
Wissenschaftlicher Direktor,
Institut für notfallmedizinische Bildung und
Chefarzt der Zentralen Notaufnahme,
Klinikum Fürth,
Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft
interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin DGINA e.V.

Prof. Dr.-Ing. Sascha Müller-Feuerstein
Wissenschaftlicher Direktor,
Institut für notfallmedizinische Bildung und
Präsident der Hochschule Ansbach

Prof. Dr. habil. Thomas Prescher
Fachbereichsleiter Pädagogik,
Institut für notfallmedizinische Bildung und
Professur für Didaktik in den Gesundheitsberufen,
FH Münster

Prof. Dr. med. Viktoria Bogner-Flatz
Ärztliche Leiterin
Rettungsdienst München und
Chefärztin, Zentrale Notaufnahme
Kreisklinik Ebersberg

Univ.-Prof. Dr. med. Bernd W. Böttiger
Direktor der Klinik für
Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin,
Universitätsklinikum Köln und
Vorstandsvorsitzender German Resuscitation Council (GRC)

Dr. phil. Philipp Dahlmann
Wissenschaftlicher Mitarbeiter,
Technische Hochschule Deggendorf

Kersten Enke
Leiter der Johanniter-Akademie
Niedersachen/Bremen

Dipl. Ing. Marc Gistrichovsky
Abteilungsleiter Integrierte Leitstelle,
Stadt Nürnberg – Feuerwehr und
Vorsitzender Fachverband Leitstellen

PD Dr. med. Stephan Prückner
Geschäftsführender Direktor,
Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM)

Helge Regener
Geschäftsführer,
SIRMED Schweizer Institut für Rettungsmedizin AG

Bernhard Gliwitzky, FERC
Geschäftsführender Gesellschafter
MegaMed GbR, Maikammer,
Geschäftsführer
GRC Akademie GmbH, Bellheim

Stefanie Gonschorek
Zweite Vorsitzende,
DGRe Deutsche Gesellschaft
für Rettungswissenschaften e. V.

Johannes Gottschalk
Referatsleiter Bildung,
Bayerisches Rotes Kreuz,
Kreisverband Regensburg

Kevin Grigorian
Geschäftsbereichsleiter
Geschäftsbereich Rettung & Medizinische Dienste,
Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.

Sebastian Habicht
Fachbereichsleiter Rettungswesen,
Institut für notfallmedizinische Bildung und
Bereichsleiter Bildung,
Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin Fürth e. V.

Dominik Hahnen
Schulleiter
Malteser Bildungszentrum Euregio

Alexander Hameder
Bereichsleiter
Einsatz- und Notrufdienste,
Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.

Dr. sc. hum. David Häske
Wissenschaftlicher Geschäftsführer,
Zentrum für öffentliches Gesundheitswesen
und Versorgungsforschung

Claus Kemp
Bezirksgeschäftsführer
Malteser Hilfsdienst gGmbH,
Bildungszentrum HRS

Dr. med. Florian Reifferscheid
Vorstandsvorsitzender
der Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften
der Notärzte Deutschlands BAND e.V.

Dr. rer. medic. Henning Sander
Schulleiter,
Rettungsdienst-Kooperation
in Schleswig-Holstein (RKiSH) gGmbH

Prof. Dr. med. Clemens Kill
Vorsitzender,
Deutsche Gesellschaft für Rettungsdienst und
präklinische Notfallmedizin e. V. und
Direktor,
Zentrum für Notfallmedizin,
Universitätsmedizin Essen

Prof. Dr. Sebastian Koch
Professor an der
Ernst-Abbe-Hochschule in Jena
im Fachbereich Gesundheit und Pflege

Stefan Kornhaas
Leiter Rettungsdienst,
BRK Kreisverband Fürth

Prof. Dr. med. Christian K. Lackner
Vorstandsvorsitzender
Enneker Stiftung

Sebastian Lange
Abteilungsleiter Rettungsdienst,
Bayerisches Rotes Kreuz

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Alex Lechleuthner
Vorsitzender,
Bundesverband der Ärztlichen Leitungen
Rettungsdienst Deutschland e.V.

Marc Lechner
Fachbereichsleiter Abteilung Rettungsdienst,
BRK Landesgeschäftsstelle München

Josef Pemmerl
Leiter Rettungsdienst Bayern,
Malteser Rettungsdienst gGmbH
Landesgeschäftsstelle Bayern

Martin Pin
Präsident der Deutschen Gesellschaft
interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin DGINA e.V.

Mirjam Schmidt
Geschäftsführerin und Direktorin,
Institut für notfallmedizinische Bildung und
Leiterin Bildungszentrum,
Klinikum Fürth

Christoph Tögel
stellv. Schulleiter,
Bildungszentrum DRK Rettungsdienst Mittelhessen

Prof. Dr. habil. Clemens Werkmeister
Präsident
der SRH Wilhelm Löhe Hochschule Fürth